Minka
Ich, Mr. Big, der Stationshund von Tierärztin Jasmin Grau, war gerade unter meiner wohlverdienten Dusche, die ich soooooo sehr liebe, als der eiligste Telefonanruf in meinem Praxis-Hundeleben ever gekommen ist.
Ich hörte zu, handelte sofort, zog mich an, schnallte meinen Rucksack auf meinen Rücken und ging los. Ich musste den Anrufer und damit den Patienten in meinen Rucksack hinein packen und ganz schnell zu meinem Frauchen bringen – Eile war geboten!
Aber von vorne:
Minka rief an. Minka ist eine ganz kleine, zuckersüße Maus. Nein, natürlich keine Maus, sondern eine Katz. Ein wirklich reizendes rotes Katzenmädchen, welches frech wie Oscar ist, aber nun ein wirklich großes Problem an ihrer Katzenbacke hatte. Minka ist eine von 3 Katzenbabies – die kleinste! Sie hüpft, klettert und hält ihre Geschwister nebst Katzenmama und Katzenpapa permanent auf Trab. An dem Unfall, welcher geschah, hatte sie aber keine Aktien – es war wirklich ein tragischer Unfall. Minka lag einmal wirklich ruhend auf dem Sofa und ihre Eltern auf der Sofa-Lehne über ihr, was Minka aber nicht wusste. Ihr Daddy träumte total unruhig und plumpste von der Sofalehne herunter, rieß dabei seine Frau mit nach unten. Beide landeten auf der kleinen ruhig schlafenden Minka! Mein Gott, dachte ich mir, die arme Minka!, sie muss ja unter den beiden großen Erwachsenen-Katzenkörper ihrer Eltern wahrlich verschwunden gewesen sein. Minka erzählte mir, dass sie zuerst gar nicht kapierte, was denn passiert ist – sie fühlte sich platt wie eine Plunder (zumindest muss genau das eine Plunder sein, wie man es sich erzählt). Mumy und Daddy von Minka waren auch total von den Frauen-Männer-Katzen-Rollen, auch sie waren ganz durcheinander – was war passiert und wo bitte ist Minka?!?
Minka sagte mir, dass sie zwar wieder zu sich gekommen sei, nach Luft schnappte, aber ihren kleinen Katzenmädchenkopf nicht mehr gerade halten konnte. Er war schräg an ihrem Körper. Wenn sie laufen wollte, dann ging dies nur im Kreis und dann kippte sie permanent zur Seite um und landete immer wieder aufs Neue auf dem Boden – nix mit geradeaus laufen. Für mich, Mr. Big, gab es da kein Zögern, Minka sofort zu holen. Sie brauchte ja umgehend Hilfe und alleine konnte sie nicht kommen – auch ihre Eltern waren im Moment nicht zu gebrauchen, so Angst hatten sie um ihre kleine Minka. Ich rannte los, zu Minka, und packte sie in meinen Rucksack. Ich hoffte sehr, dass sie ausharren würde, bis mein Frauchen auf sie drauf geschaut hat und sie überleben würde.
Mein Frauchen erschrak, was sie da für ein armes Kätzchen mit schrägem Kopf, nicht mehr fähig, geradeaus zu laufen, auf ihrem Behandlungstisch hatte. Sie befürchtete das schlimmste – und ich auch! Ich betete zu unserem lieben Gott der Tiere und sagte ihm, dass er bitte mit helfen solle, dass Minka irgendwann wieder geradeaus laufen könne.
Frau Doktor behandelte Minka mit ihrem ganzen Wissen, Können und gewohnten ruhigen Achtsamkeit und verpasste ihr am Ende eine „Halskrause“. Sie wie ich versuchten, mit Minka ruhig zu reden, damit sie versteht, dass sie dies unbedingt benötigt und nun einfach langsamer durch ihr kleines Mädchen-Katzen-Leben gehen müsse. Frau Doktor und ich sagten ihr: Bitte nicht mehr klettern und überall hoch hüpfen und bitte auf keinen Fall mit den Geschwistern spielen und umher tollen. Minka musste ihre Aktivitäten quasi auf NULL zurück schrauben, schonen und schauen, dass sie ihren Hals kräftigt, damit, wenn er nach Wochen wieder aus der Halskrause heraus kommen würde, gerade ist.
Minka war platt was sie da hörte, sie konnte gar nichts mehr essen und trinken – sie wollte doch tollen und spielen, hüpfen und klettern. Ihr kleines Katzenmädchenköpfchen wollte das ganze nicht verstehen. Warum soll sie denn bestraft werden, sie hat doch nichts gemacht, sagte sie mir immer wieder. Ich versuchte Tag und Nacht bei Minka zu sein und ihre immer wieder gleichen Fragen zu beantworten – so lange, bis sie es verstanden hat.
Minka blieb eine ganze zeitlang bei uns auf der Station. Die Gefahr, dass sie sich keine Ruhe gönnt, wenn sie ihre Geschwister, Mama und Papa wieder um sich haben würde, war zu groß. Die Tage und Nächte waren nicht nur für Minka, sondern auch für mich seeeeehr seeeeehr lang.
Wir fütterten Minka, …….
wir gaben Minka Auslauf, damit sie nicht an ihre Halskrause dachte, ……
Minka war unglaublich gerne am Empfang, an der Theke, am Terminbuch, etc. ……. sie arbeitete kräftig mit uns allen mit, vergab Termine, schaute, wer kam und ging und war damit von ihrer Halskrause wirklich abgelenkt. Doch schauen musste man auf Minka jeden Moment, schnell hätte sie sich nämlich zu viel zugemutet.
Für die Nacht durfte sie nicht in ihrem Praxis-Hotelzimmer sein, sondern musste in ihr kleines Kistchen. Einfach aus Sicherheitsgründen, damit sie nicht ohne meine Aufsicht umher tollen kann. Bei Minka, dem kleinen Katzen-Wirbelwind, weiß man ja nie, so sagte ich es ihr, als ich ihr einen Gute-Nacht-Kuß auf ihre Stirn drückte. Dann legte ich mich auf meine Decke unterhalb ihres Station-Hotel-Zimmers und schlief ein. Ich träumte davon, dass sich die vielen Tage und Nächte der Sorge und Fürsorge um Minka auszahlen würden und sie am Ende wieder ganz normal mit ihren Geschwistern umher tollen und das zauberhafte, unbeschwerte Katzenleben, welches sie gewohnt war in vollen Zügen genießen könne. Es war eine Freude, die Dankbarkeit in den kleinen Minka-Katzen-Äugchen zu sehen, wenn sie mich ansah, bevor sie auf ihrem weichen Katzen-Baby-Bettlager einschlief.